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Botschafterresidenz in Israel an Trump-Großspender verkauft - FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung

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Die Galei Tchelet ist eine der mondänsten Straßen Israels. Sie liegt auf einem Felsen in Herzliya im Norden von Tel Aviv mit freiem Blick auf das Mittelmeer. Hier residieren Millionäre und Botschafter. Als kürzlich der israelische Fernsehkomiker Guy Hochman auf dem Felsen zwischen Strand und den Villen drehen wollte, hielten ihn Wachleute auf. Er dürfe hier nicht weiter filmen, wiesen ihn die Sicherheitskräfte an, denn im Hintergrund sei die Residenz des amerikanischen Botschafters zu sehen. Im Übrigen halte sich der Botschafter gerade im Pool auf.

Jochen Stahnke

Politischer Korrespondent für Israel, die Palästinensergebiete und Jordanien mit Sitz in Tel Aviv.

Zwar ist die amerikanische Vertretung vor zwei Jahren unter Fanfarenstößen vom nahegelegenen Tel Aviv nach Jerusalem umgezogen, wie Präsident Donald Trump im Wahlkampf nicht müde wird zu betonen. Auch Botschafter David Friedman hatte vehement dafür geworben. Doch residiert Friedman weiterhin in Herzliya, bis eine angemessene Residenz in Jerusalem umgebaut und gesichert worden ist.

Das alles wird aber bis nach der amerikanischen Präsidentenwahl im kommenden November dauern. Doch, wie jetzt bekanntwurde, hat die amerikanische Regierung die Residenz des Botschafters in Herzliya schon verkauft.

Amerikanische Diplomaten noch in Tel Aviv

Zwar hat Joe Biden bereits angekündigt, die Botschaft im Falle eines Wahlsieges nicht zurück nach Tel Aviv zu verlegen. Doch in Israel vermutet man, dass Trump mit dem Verkauf verhindern wolle, dass unter einem neuen Präsidenten ein neuer Botschafter ernannt werde, der seinen Lebensmittelpunkt weiterhin in Tel Aviv unterhalte. Derzeit arbeiten die meisten amerikanischen Diplomaten auch weiter vornehmlich in der zum Konsulat heruntergestuften ehemaligen Botschaft in Tel Aviv.

An wen das Anwesen verkauft wurde, teilte die amerikanische Vertretung in Israel am Dienstagabend nicht mit. Die israelische Finanzzeitung „Globes“ offenbarte aber, dass es sich beim Käufer um den Amerikaner Sheldon Adelson handelt. Der im Hotel- und Kasinowesen zum vielfachen Milliardär gewordene Adelson finanziert Trumps Wahlkampf mit, war ein wesentlicher Verfechter des Botschaftsumzugs und bezahlt gleichzeitig das rechte Gratisblatt „Israel Hajom“, das mittlerweile zur auflagenstärksten Zeitung Israels geworden ist. „Israel Hajom“ bildet die Linie des Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu ab und wird von Adelson unter jährlich vielen Millionen Dollar Verlust herausgegeben.

Der amerikanische Unternehmer Sheldon Adelson, der sein Geld vor allem mit Immobilien in Las Vegas verdient.

Der amerikanische Unternehmer Sheldon Adelson, der sein Geld vor allem mit Immobilien in Las Vegas verdient. : Bild: AP

Zu der Personalie teilte die amerikanische Botschaft lediglich mit, ohne Adelsons Namen zu nennen: „Der Käufer wurde allein dahingehend ausgewählt, dass er das höchste und beste Angebot abgegeben hat.“ Die anderen leer ausgegangenen Bieter seien benachrichtigt worden, der Käufer informiert. Washington werde das Anwesen bis zum Frühjahr 2021 räumen. Bis dahin muss Botschafter Friedman offenbar Miete an Adelson zahlen. Berichte, dass Friedman das Anwesen auch über 2021 hinaus weiter miete, wies die Botschaft zurück. Laut „Globes“ bezahlt Adelson achtundachtzig Millionen Dollar für die rund tausend Quadratmeter große Residenz. Es ist der angeblich höchste Preis, der in Israel jemals für ein privates Anwesen bezahlt worden ist. Angesichts der Lage und Größe der Immobilie gilt er jedoch als marktkonform.

Störfaktor Naturschutzgebiet

Nur die Stadtverwaltung von Herzliya hat noch ein kleines Detail zu klären. Denn nahezu die Hälfte der verkauften Grundfläche ist seit der britischen Mandatszeit als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Als die Vereinigten Staaten 1962 das Grundstück überlassen bekamen, widmeten die israelischen Behörden den Grünstreifen zum Bau des Anwesens als „Privatland für die amerikanische Botschaft“ um. Wenn dieser Zweck jetzt nicht mehr erfüllt sei, dann müsse auch das Land zurück an den Staat gehen, argumentiert der Anwalt Schachar Ben Meir, aus dessen Petition die Zeitung „Haaretz“ am Mittwoch zitierte. „Sobald das Grundstück nicht mehr der amerikanischen Botschaft dient, muss auch der spezielle Plan hinfällig werden und der Boden sollte seinem ursprünglichen Zweck als öffentlicher Grund zurückgeführt werden.“

Ungemach droht aber auch durch den Kongress in Washington. Er will prüfen lassen, ob der Verkauf möglicherweise gegen rechtliche Vorgaben verstoßen hat, wie am Mittwoch bekannt wurde. So könnte es sein, dass Adelson vielleicht doch nicht zum Zuge kommt, oder nur die Residenz, nicht aber die Rasenfläche an der Klippe um den Pool herum erhält. Möglicherweise hat der 87 Jahre alte Mann aber ohnehin nie vorgehabt, darin zu baden. Denn am politischen Zweck des Immobiliengeschäfts ändert die Landschaftsfrage nichts.




September 10, 2020 at 11:25PM
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